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Wir sind die Eichhörnchen-Papas!

In der Großstadt futtern sich Eichhörnchen einfach von Baum zu Baum. Dabei drohen den kleinen Kobolden aber auch Gefahren. Die Eilbeker Christoph und Felix Gedanke kümmern sich liebevoll um die in Not geratenen Eichhörnchen unserer Stadt.

Wer sich in Hamburg für Eichhörnchen interessiert, kommt an der Eichhörnchenhilfe Eilbek nicht vorbei. Seit mehr als drei Jahren nehmen Christoph und Felix Gedanke in ihrer Wohnung Nager-Pflegefälle unter ihre Fittiche! In der Hochsaison im Frühsommer teilen sie sich ihr zu Hause schon mal mit 20 Eichhörnchen gleichzeitig. Das klingt zwar süß, heißt aber auch viel Arbeit.

Fachgerechte Eichhörnchen-Hilfe

Wichtig: Das kann nicht jeder einfach nachmachen, denn um die winzigen Vierbeiner fachgerecht versorgen zu können, haben die beiden Tierfreunde extra eine Fortbildung in einer Wildtierstation in Eckernförde gemacht. „Wer sich nicht auskennt, kann sogar ganz viel verkehrt machen und die Tiere unbeabsichtigt in Lebensgefahr bringen“, sagt Christoph, während er Dauermitbewohner „Kalle“ sanft über den Kopf streicht. Die meisten von uns sehen die flinken Nagetiere nur ab und zu im Vorbeigehen durch einen Baum huschen oder auf dem Balkongeländer balancieren. Oder wie Redakteurin Anja auf ihrer Fensterbank.

Eichhörnchen in der Stadt

Dabei lauern in der Stadt viele Gefahren. Bei dem Versuch, über die Straße zu laufen, werden zum Beispiel viele Eichhörnchen von Autos angefahren und verletzt. Werden sie dann nicht sofort versorgt, haben die Tiere keine Chance – und lassen womöglich unbemerkt einen Wurf Jungtiere hoch oben im Baum in ihrem Kobel zurück. Ohne Muttertier sind die Jungen verloren. Sie kühlen aus und verhungern. „Auch Marder, Katzen oder Krä- hen können großen Schaden anrichten“, ergänzt Felix. Leider werden die Kleinen immer häufiger direkt im Baum angegriffen und können sich noch nicht wehren. „Oder sie trauen sich zu viel zu und fallen aus großer Höhe auf den Boden“. Über den Eichhörnchen-Notruf, die Feuerwehr, Polizei oder befreundete Tierärzte landen verwaiste und verletzte Tiere dann bei den Gedankes.

Liebevolle Pflege von Jungtieren

Baby-Hörnchen müssen alle zwei Stunden mit importierter Spezialmilch gefüttert werden – auch nachts! „Die Kleinen können auch noch nicht allein pinkeln. Das Muttertier regt normalerweise beim Putzen den Urinfluss bei ihren Jungen an. Hier bei uns imitieren wir die Stimulation der Harnwege mit einem Wattebausch“, erzählt Christoph, und hilft dem winzigkleinen Samson, seine Blase zu leeren. Bleibt diese Hilfe aus, wird es für die Hörnchen gefährlich. Manche der pelzigen Patienten müssen nach Unfällen oder schlimmen Beißattacken operiert und gepflegt werden, andere brauchen „nur“ Wärme und regelmäßig Futter und frisches Wasser. Samson jedenfalls wirkt putzmunter und saugt mit großem Appetit schmatzend an seiner Milchspritze.

Die Pflege von Eichhörnchen: Aufzucht mit Milchspritze und anschließender Stimulation der Harnwege mit dem Wattebausch, Foto: Anja Hinsch

Ein Ehrenamt mit Verantwortung und Einsatz

Für Christoph und Felix ist das Ehrenamt fast ein Vollzeit-Job. Wenn nicht gerade die Hörnchen versorgt werden müssen, bereiten sie die Futterrationen vor, halten Milchspritzen, Näpfe und Schälchen hygienisch sauber und waschen sämtliche Decken und Kuschelunterkünfte bei 90 Grad keimfrei aus. „Im besten Fall machen wir die Racker wieder fit für die Auswilderung und können sie über die Baumkrone direkt vor dem Balkon in die Freiheit entlassen“, sagt Christoph. „Doch leider kommen nicht alle Hörnchen durch. Dann müssen wir sie vom Tierarzt erlösen lassen, wenn das Leid zu groß wird.“ Bei aller Routine: Das bricht den beiden Eichhörnchen-Papas immer wieder das Herz.

Was tun, wenn ein verletztes Tier gefunden wird?

Ihr Appell: Wer ein verletztes oder verwaistes Tier findet, sollte nicht zögern, und es nach Möglichkeit in einem Stück Stoff – einer Jacke zum Beispiel – warm halten und den Eichhörnchen-Notruf (0700 200 200 12) oder die Feuerwehr anrufen. Dort sollte man auch melden, wenn einem ein kleines Tier hinterher läuft oder an den Beinen hochklettert – dann braucht es dringend Hilfe! Und: „Bitte holt keine Eichhörnchen zu euch in die Wohnung – das ist verboten und kann für die Nager lebensgefährlich werden.“ Fazit: Artgerecht zufüttern und beobachten ja, anfassen, zähmen und als Haustier halten, bitte nicht!

Ihr wollt helfen?

Christoph und Felix freuen sich immer über Sach- und Futterspenden, Infos unter: www.eichhoernchenhilfe-eilbek.de oder auf ihrem Instagram-Kanal.

Ihr könnt von den Nagern auch gar nicht genug bekommen?

Unsere Redakteurin Anja Hinsch berichtet hier in ihrer Kolumne über ihre coolen Hörnchen auf der Fensterbank. Alles rund um das Thema Eichhörnchen-Ernährung und den idealen Futterplatz erfahrt ihr hier.

Originaltext erschienen in der HAMBURGER HUMMEL – Das Familienmagazin zur Unterstützung sozialer Projekte in Hamburg, Ausgabe 3/2021, September-November 2021. Hier geht’s zum Artikel.

 

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